Nachdem sie in Island eingeführt wurde und in Großbritannien, USA und Belgien Experimente stattgefunden haben, gibt es sie ab 2023 in Spanien: die 4-Tage-Woche! Auch wir haben wie viele andere Unternehmen und Organisationen im letzten Jahr das Modell “Vier Tage knuffen, drei Tage relaxen” intensiv diskutiert und uns für einen Testlauf ab Januar entschieden. Wir haben uns auferlegt, unsere Arbeit ab jetzt statt in 40 Stunden in nur 32 pro Woche zu schaffen, bei gleichem Gehalt. Das ist durchaus herausfordernd – und für uns erst mal ein auf sechs Monate angelegtes Experiment.
Man kann sich fragen, ob wir eine solche Herausforderung in Zeiten von Krieg, Krise, Inflation und Fachkräftemangel brauchen? Unsere Antwort lautet deshalb “Ja”, weil wir überzeugt sind, dass es gerade in Zeiten multipler Krisen besonders wichtig ist, für die Stabilität des einzelnen Menschen zu sorgen. Oft haben wir mit Blick auf unser Wellbeing-Programm den Kopf geschüttelt, wenn es um unsere eigene Work-Life-Balance im Team ging. Uns wurde klar: Wir können nicht Wein predigen und Wasser trinken. Als betterplace lab wollen wir außerdem Dinge ausprobieren – wohlüberlegt und kontinuierlich evaluiert. Unsere Erkenntnisse teilen wir gerne, so wie auch sonst zu unserem New-Work-Arbeitsmodell.
Viele der Erfahrungen, die mit dem Modell 4-Tage-Woche gemacht wurden, sprechen außerdem für sich, auch wenn die Studienlage noch nicht sehr umfangreich ist.. Wenn das Verhältnis von Arbeit und Freizeit 4:3 statt 5:2 ist, dann hat das in jedem Fall einen positiven Effekt darauf, wie gut wir uns insgesamt fühlen. Das wird ersichtlich aus einer Studie, die vom Boston College, dem University College Dublin und der Cambridge University veröffentlicht wurde. An der Studie beteiligt waren mehr als 30 Unternehmen und fast 1.000 Mitarbeiter*innen, die in einem sechsmonatigen Experiment, koordiniert von der gemeinnützigen Organisation 4 Day Week Global Foundation, die 4-Tage-Woche getestet haben. Die meisten wollen nicht wieder zum alten Modell zurückkehren, denn "bei einer ganzen Reihe von Ergebnissen ging es den Arbeitnehmern am Ende der Studie viel besser als zu Beginn.” Die Studie bestätigt auch die Annahme, dass die Arbeitenden in der verkürzten Woche motivierter sind und damit die Produktivität steigt. Es kam außerdem zu vergleichsweise weniger Abwanderung von Mitarbeiter*innen.
Nun gilt es für uns herauszufinden, welche Effekte die Einführung der 4-Tage-Woche auf das betterplace lab hat. Wie wirkt sich die Verkürzung der Arbeitszeit auf das Stresslevel und damit auf unser Wohlbefinden aus? Erzielen wir mit der 4-Tage-Woche durch gesteigerte Motivation und Produktivität bessere Ergebnisse oder verschlechtert sich die Leistung aufgrund von Zeitmangel?
Wie richten wir uns in dem Modell 4-Tage-Woche ein?
Immer wieder haben wir das Für und Wider durchgesprochen und ein Modell der 4-Tage-Woche entwickelt, das uns als Team passend erscheint. Jede*r von uns hat einen fixen freien Tag festgelegt. Manche haben sich für den Montag entschieden, anderen war der Freitag lieber.
Für Team-Besprechungen nutzen wir die drei gemeinsamen Tage - und zwar per Default nachmittags. Klar war, ein Terminkalender, der schon in der 40h-Woche überquillt durch die Fülle an Meetings, muss entschlackt werden. Wir versuchen also, die nun noch kostbarere Zeit effizienter zu nutzen. Meetings werden generell kürzer angelegt, die jeweilige Agenda überarbeitet. Meetings, die wir entbehren können, werden ersatzlos gestrichen.
Für die Dauer des Experiments füllen alle Teammitglieder regelmäßig einen Fragebogen aus, somit evaluieren wir, wie das Team mit dem neuen Modell klar kommt. Sind wir insgesamt entspannter? Oder türmen sich Überstunden? Finden wir genug Ruhe für den Austausch mit den Kolleg*innen und haben Raum für spontane Ideen an der Kaffeemaschine? Kommen wir entspannt und inspiriert aus den langen Wochenenden und schaffen in der kurzen Zeit einfach mehr als bisher? Viele Fragezeichen, auf die wir zu Beginn des Experiments vor der Kamera nach Antworten suchen:
Was versprichst du dir von der 4-Tage-Woche?
Welche Auswirkungen wünschst du dir für das betterplace lab?
Warum bist du davon überzeugt, dass es Zeit für dieses Experiment ist?
Sehr gespannt starten wir also ins neue Jahr. Wir werden weiter berichten, wie sich das Experiment in den nächsten sechs Monaten entwickelt.