Werkstattgespräch zum systemischen Umgang mit Desinformation

Am 3. Dezember 2024 trafen wir uns zur Abschlussveranstaltung unseres Projekts „Systemischer Umgang mit Desinformation“ bei unserem Kooperationspartner spreuXweizen in Dresden. Ziel der Veranstaltung war es, die in den letzten zwei Jahren durchgeführten Workshop-Formate zu analysieren und bedarfsorientiert und wirkungsvoll weiterzuentwickeln. Eingeladen waren Expert*innen aus verschiedenen Bereichen wie Bildung, Demokratiearbeit und Wissenschaft, die ihre Perspektiven und Erfahrungen in den Austausch einbrachten.

Wir danken Marit Kunis (Städtische Bibliotheken Dresden), Kirsten Limbecker (Sächsische Landeszentrale für politische Bildung), Agnes Scharnetzky (JoDDID, TU Dresden), Julia Schulze Wessel (ANDEMOS e.V.) und Nepomuk Zettl (Goethe-Institut) für ihre Zeit und Offenheit, gute Gedanken und Anregungen.

Warum wir zum Projektende in die Werkstatt gehen

In den letzten zwei Jahren haben wir in über 20 Workshops und mit ganz unterschiedlichen Zielgruppen und Formaten viel darüber gelernt, wie ein systemischer Umgang mit Desinformation etabliert werden kann. Die Workshops zielten nicht nur darauf ab, zivilgesellschaftlichen Akteur*innen Wissen zu vermitteln, sondern auch Kompetenzen wie Selbstreflexion und Ambiguitätstoleranz sowie die Vernetzung von Akteur*innen zu fördern. Die Workshop-Erfahrungen und das Feedback der Teilnehmenden wollten wir gern praktisch nutzen und mit Expert*innen diskutieren. Denn in einer zunehmend fragmentierten Gesellschaft, die von Desinformation und hitzigen Debatten geprägt ist, reicht es nicht aus, Desinformation nur zu entlarven – es braucht auch die Fähigkeit, empathisch und respektvoll miteinander umzugehen. Und das ist uns auch dann noch ein Anliegen, wenn ein Förderprojekt offiziell beendet ist.

Das Werkstattgespräch bot einen Raum, die Erfahrungen aus diesen Workshops mit Expert*innen zu reflektieren, Herausforderungen zu benennen und gemeinsam Ideen für die Weiterentwicklung zu sondieren: Wie können wir ein bedarfsorientiertes, modulares Angebot schaffen, das den unterschiedlichen Anforderungen im Umgang mit Desinformation verschiedener Zielgruppen gerecht wird? Das Team teilte die gewonnenen Erfahrungen, die in den letzten zwei Jahren in der Vermittlungsarbeit gesammelt wurden, die Schwierigkeiten, die dabei auftraten, und offene Fragen. Ein zentrales Thema war, wie relevante Zielgruppen – etwa Menschen aus Bildungseinrichtungen oder zivilgesellschaftlichen Organisationen – weiterhin effektiv erreicht werden können.

Was wir mit den Expert*innen herausgearbeitet haben

Im interaktiven Teil des Gesprächs ging es darum, gemeinsam zu überlegen, wie die Vermittlungsformate noch weiter verbessert werden können. Welche inhaltlichen und methodischen Bausteine sind notwendig, um Desinformation effektiv zu vermitteln? Wie können unterschiedliche Zielgruppen besser angesprochen werden? Und welche Rahmenbedingungen müssen berücksichtigt werden, um ein wirkungsvolles und nachhaltiges Angebot zu schaffen?

Grundsätzlich wurde deutlich, wie wichtig es ist, die Zivilgesellschaft nicht zu überfordern. Vielmehr scheint es derzeit notwendiger denn je, noch genauer hinzuschauen, welche Unterstützungsangebote tatsächlich nachgefragt werden und wie sie Wirkung entfalten können. Perspektivisch ist auch eine Ausweitung des Angebots, etwa auf schulische und berufliche Kontexte, interessant. In jedem Fall wäre ein auf die individuellen Ressourcen und Bedarfe der Teilnehmenden zugeschnittenes Format zielführend, nicht zuletzt mit Blick auf die Attraktivität des Workshop-Titels.

Konkret haben wir herausgearbeitet, dass sich ein „Baukastensystem“ am besten für die Anpassbarkeit an verschiedene Zielgruppen eignet. Bestehende Module aus den Bereichen Fachkompetenz (etwa Kenntnisse über das System Desinformation), innere Kompetenz (wie Selbstkontakt und -reflexion) und Beziehungskompetenz (z.B. Argumentationsmuster und Empathiefähigkeit) können in unterschiedlicher Zusammensetzung und Detailtiefe genutzt werden, um bedarfsorientierte Workshop-Konzepte zu entwickeln. Als besonders erhellend erwies sich die Unterscheidung zwischen Akteur*innen, die konzeptionell oder als Multiplikator*innen tätig sind, und solchen, die ihren Umgang mit Desinformation im (Arbeits-)Alltag schulen möchten. Entsprechend ließe sich der „Regler“ zwischen Metaperspektive (Theorie) und „Hands on“-Tools (Praxis) einstellen. In beiden Fällen erscheint jedoch die Betonung und Erprobung konkreter Handlungsansätze relevant.

Wie geht es weiter?

Gemeinsam mit unserem Kooperationspartner spreuXweizen wollen wir das Format im kommenden Jahr auf Basis der Expert*innendiskussion weiterentwickeln. Was jetzt schon feststeht: ein modularer Aufbau und die Anpassbarkeit an die Bedürfnisse der Zielgruppen, die sich in der Projektlaufzeit als besonders relevant herauskristallisiert haben. Was nach Ende des Förderprojektes noch offen ist: die Finanzierung. Wir freuen uns über Aufträge und Hinweise dazu!

Das Projekt „Systemischer Umgang mit Desinformation“ wurde vom BMFSFJ im Rahmen von Demokratie Leben! gefördert.


Unser Podcast

Die erste Folge in der Resilienz-Reihe