Vom Kopf in den Körper und wieder zurück

Wie lange hältst du es aus, einen Eiswürfel in der geschlossenen Faust festzuhalten? Wenn du es noch nicht ausprobiert hast, dann versuche es doch gleich mal und lies danach weiter.

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Na, wie war das? Sicher hast du neben dem unangenehmen Kältegefühl wahrgenommen, wie schnell du vom Kopf in den Körper gekommen bist. Die Kälte hat Stress ausgelöst. Und weil du es so lange wie möglich aushalten wolltest, hast du wahrscheinlich intuitiv etwas getan, was dich von diesem unangenehmen Eindruck ablenkt. Wären die Resilienzexpert*innen Katina Kuhn und Ineke Eilers dabei gewesen, hätten sie deine Empfindungen kommentiert und dich angehalten, dich im Raum umzuschauen oder die Aufmerksamkeit auf andere Körperteile zu lenken.

Wenn du jeden Tag einen Eiswürfel in die Hand nimmst, wirst du feststellen, dass du immer länger durchhältst und Mechanismen erlernst, die dich den Stress besser bewältigen lassen. Du wirst resilienter dagegen. Und damit sind wir mitten im Thema des vergangenen co:lab X Events:

Doing Resilience

“Raus aus dem Kopf. Rein ins Fühlen. Zurück in den Körper – dort wo deine Ressourcen sind.” Das steht auf der Rückseite der Postkarte, die Katina Kuhn und Ineke Eilers an die Teilnehmenden des co:lab X Events am 24. April verteilt haben. Auf der Vorderseite geben die beiden Lüneburgerinnen drei kompakte Anleitungen für Übungen an die Hand: zum Innehalten und Beruhigen, zum Aktivieren sowie zum Erden und Stabilisieren. So konkret führten die beiden Frauen auch durch ihren Teil der Veranstaltung. Der Raum im bUm-Wintergarten in Berlin-Kreuzberg war gut gefüllt. Es mussten sogar ein paar zusätzliche Stühle hereingetragen werden – um sich darauf zu setzen und wichtig (!) sich davon immer wieder zu erheben. Denn letzteres war auf jeden Fall auch Programm – im Raum herumgehen, sich zu Musik bewegen und vor allem ordentlich ausschütteln.

Das Ausschütteln gut tut, haben wir alle mal gewusst. Es ist nämlich nachgewiesen, dass Kinder genauso wie Tiere sich nach Situationen, die das Nervensystem fordern, schütteln und damit überschüssigen Stress abbauen. Die meisten Erwachsenen haben das leider verlernt. Ob man sich nun ausschüttelt oder wie Prof. Gerald Hüther empfiehlt, schnell eine gedachte Acht auf dem Boden abläuft, bleibt jeder*m selbst überlassen. Dass hier gegendert wird, ist nicht ganz selbstverständlich, denn man kann davon ausgehen, dass solche Veranstaltungen in der Regel wenig bis nicht von als Mann gelesenen Personen besucht werden. Schade eigentlich, denn Tools für den Stressabbau würden ganz sicher allen gut tun.

Vom Körper zurück in den Kopf

Egal ob Menschen in gemeinnützigen Organisationen oder profitorientierten Unternehmen arbeiten: Wenn die einzelnen Mitarbeiter*innen etwas für ihre persönliche Resilienz tun, erzeugt das noch lange keinen resilienten Betrieb. Diesen Zahn zog Josefa Kny gleich zu Beginn ihres Inputs, in dem sie die Ergebnisse der Studie “Nicht kleinzukrisen!” vorstellte. In der Studie hat sie mit ihren Kolleg*innen auf Grundlage von Umfrage-Ergebnissen und Expert*innengesprächen, 25 Ressourcen für resiliente Organisationen identifiziert und in fünf Clustern zusammengefasst: „Sinn und Werte“, „Soziale Bindung“, „Führung und Struktur“, „Antizipation und Lernkultur“ und „Materielle Ressourcen“. Die Cluster stellte Josefa im Einzelnen vor und gab zu jedem einen konkreten Tipp mit auf den Weg – im kurzen Starthilfe-Leitfaden zu Studie lassen sie sich nachlesen.

Nach ihrem kurzweiligen Vortrag forderte sie die Teilnehmenden auf, sich den auf dem Boden des Wintergartens ausgelegten Clustern zuzuordnen und sich in den dabei entstehenden Gruppen über die Bezüge zu den eigenen Organisationen auszutauschen. So fand auch in dem eher theoretischen Teil des Abends Bewegung im Raum statt und die Teilnehmenden begegneten sich im Gespräch.

In einem großen Kreis wurde der Abend abgeschlossen – insgesamt eine runde Sache, wie aus den Mündern vieler Gäste bei der Abschlussrunde zu hören war. Und wenn Teilnehmende einer Abendveranstaltung an einem Wochentag angeben, sie gingen mit mehr Energie raus, als sie reingekommen sind, gehört das wohl zu den schönsten Feedbacks. Dazu ist auch interessant zu wissen, dass am Anfang auf einer Skala von 1 bis 10 das Stresslevel der Anwesenden abgefragt wurde und sich fast alle im mittleren Bereich, also keineswegs tiefenentspannt, eingeordnet hatten. Einige haben sich vorgenommen, die Tools mit in ihre Teams zu nehmen und mehr Körperübungen in Meetings einzubauen. Auch in den Abläufen von Meetings des betterplace lab ist da noch Luft nach oben…

Du willst mehr über die Referent*innen wissen? In der Ankündigung zur Veranstaltung findest du weitere Infos. Weitere Informationen zum betterplace co:lab Programm gibt es hier.

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Das Programm betterplace co:lab ist ein Projekt des betterplace lab. Als Förderer für den Anschub der zweiten Runde sind die Schöpflin Stiftung und die BMW Foundation angetreten.

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Die erste Folge in der Resilienz-Reihe