Was macht organisationale Resilienz aus? Wie lässt sie sich konkret fördern?
Statt einem Buzzword wollen wir eine handhabbare Definition von organisationaler Resilienz, statt allgemeiner Phrasen konkrete Ansätze für die Umsetzung, und nicht zuletzt Gewissheit: Wie ist die Zivilgesellschaft angesichts der zahlreichen Krisen unserer Zeit gewappnet? Ist sie im Krisenmodus oder im Krisenbewältigungsmodus? Wie sehr müssen sich die Organisationen um sich selbst kümmern und wie gut können sie sich auf ihre Arbeit fokussieren?
Kurz: Ziel dieser Studie ist ein besseres Verständnis über Resilienz in zivilgesellschaftlichen Organisationen. Knapp über 200 Organisationen haben wir in unserer Umfrage befragt: Wie gelingt Euch der Umgang mit Krisen?
Organisationen sind eine wesentliche Systemgröße für zivilgesellschaftliches Handeln und für die Entwicklung von Resilienz, denn in ihnen kommen Menschen zusammen, um Sicherheit, Selbstwirksamkeit und Sinn zu erleben. Die Studie entwickelt literaturbasiert eine handhabbare Definition von organisationaler Resilienz und identifiziert ein umfassendes Set an Resilienzressourcen. Zudem schafft sie auf Grundlage einer empirischen Umfrage einen ersten Überblick über die Resilienz zivilgesellschaftlicher Organisationen in Deutschland.
DEFINITION Organisationale Resilienz ist die erlernbare Fähigkeit einer Organisation, einen Umgang mit Krisen zu finden, um langfristig handlungsfähig zu bleiben. Sie speist sich aus verschiedenen Ressourcen auf den Ebenen der einzelnen Personen, deren Zusammenwirken sowie der Organisation selbst.
RESILIENZRESSOURCEN Die 25 in dieser Studie identifizierten Resilienzressourcen werden in den übergeordneten Clustern „Sinn und Werte“, „Soziale Bindung“, „Führung und Struktur“, „Antizipation und Lernkultur“ sowie „Materielle Ressourcen“ zusammengefasst.
STÄRKEN & SCHWÄCHEN Die Umfrageergebnisse zeigen: Stärken der Zivilgesellschaft sind insbesondere ein ausgeprägtes Sinn- und Werteverständnis sowie belastbare soziale Beziehungen in Organisationen. Defizite bestehen tendenziell bei der Verankerung dezentraler Führungskonzepte sowie einer Praxis des Lernens und Vorausschauens mit Blick auf zukünftige Entwicklungen. Die Studie offenbart eine Kluft hinsichtlich der materiellen Ressourcen: Je besser die Ausstattung einer Organisation, desto besser wird die Fähigkeit bewertet, Krisen zu bewältigen. Doch selbst Organisationen, die Krisen erfolgreich bewältigt haben, schätzen ihre Finanzlage als relativ schlecht ein.
UNTERSCHIEDE Auffälligkeiten zeigen sich mit Blick auf die Organisationsgröße, wobei kleinere Organisationen aufgrund ihrer höheren Flexibilität besser abschneiden als größere. Tentativ offenbart sich zudem eine höhere Resilienz ehrenamtlich geführter Organisationen in Bezug auf eine agile Führung und aktive Lernkultur.
GESAMTBEWERTUNG Insgesamt ergibt sich gemäß Schulnotensystem ein sogenannter Resilienz-Score von 2,7 als Mittelwert aller Resilienzressourcen und befragten Organisationen. Die Resilienz zivilgesellschaftlicher Organisationen kann damit als „voll befriedigend“ betrachtet werden, jedoch mit deutlichem Verbesserungspotenzial.
Aus der Studie lassen sich sowohl Empfehlungen zur Resilienzstärkung in der zivilgesellschaftlichen Praxis, die in einem Leitfaden festgehalten werden, als auch weitere Forschungsfragen ableiten, die u. a. die Unterschiede in der Resilienz einzelner Wirkungsbereiche sowie gelingende Resilienzroutinen fokussieren.
DIE PRAXIS ZUR THEORIE Wie können zivilgesellschaftliche Organisationen erste Schritte gehen, um ihre Resilienz
zu stärken? Wir haben einen Starthilfe-Leitfaden zur Studie
geschrieben für alle, die weniger lesen und mehr machen wollen.
Bei Fragen oder Feedback kontaktieren Sie gern Josefa Kny.
Für ihren fachlichen Input im Rahmen einer Expert*innenrunde danken wir Dr. Marina Beermann, Marvin Ester, Dr. Donya Gilan, Julia Hoffmann, Anna Keremen, Timo Luthmann, Medje Prahm, Dr. Lara Puhlmann, Dr. Florian Roth, Dr. Vivian Schachler und Nils-Eyk Zimmermann. Ein ausführlicher Bericht zum Workshop findet sich hier verlinkt.
"Die resiliente Zivilgesellschaft" ist ein Forschungsvorhaben des betterplace lab, gefördert für den Zeitraum Januar 2023 bis Juni 2024 durch die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt