Schule feiert Zukunft! – Cluster “Innovative Bildung”

Was bitte hat Schule mit Feiern zu tun? Dass das kein Widerspruch sein muss, kannst du am Wochenende vom 17. bis 18. Juni beim PxP Festival in Berlin erleben. Es verspricht, das größte Musik- und Bildungsfestival zu sein, mit Musik Acts, Performances, Talks und Workshops. Bildung kann so viel mehr sein als fingerschnipsend oder gelangweilt im Frontalunterricht zu sitzen. Einige von den Initiator*innen und Supporter*innen des Festivals gehören einer Bildungsinitiative des SEND-Netzwerks an, die im letzten Jahr Teil des Clusters Innovative Bildung im betterplace co:lab Programm waren.

Gemeinsam wirken

​​Gemeinsam für ein zukunftsfähiges Bildungssystem – so der Claim der Fachgruppe Innovative Bildung im SEND Netzwerk. Eine so große Aufgabe wie eine gerechte und zukunftsfähige Bildung anzugehen, ist nur im Zusammenschluss verschiedener Akteur*innen möglich. Um die Vernetzung zukunftsweisender Bildungsinitiativen voranzutreiben, veranstaltet die Fachgruppe monatliche Treffen, bei denen die Akteur*innen aus ihren eigenen Bildungsinitiativen berichten und gemeinsame Aktionen besprechen. Dass für den Erfolg eine funktionierende Zusammenarbeit maßgeblich ist, wissen die Mitglieder sehr gut.

Um die Zusammenarbeit aufs nächste Level zu heben, hat sich die Fachgruppe Innovative Bildung im letzten Jahr für das 20 Stunden umfassende Prozess-Coaching im betterplace co:lab Programm beworben. Primäres Ziel war, einen agilen Arbeitsmodus zu etablieren, um eine nachhaltige Zusammenarbeit der Akteur*innen zu ermöglichen und damit als Vorbild für ähnliche Zusammenschlüsse in anderen sozialen Wirkungsbereichen des SEND Netzwerks zu fungieren. Begleitet wurde der Clusterprozess von Mastercoachin Jana Schmitz.

Kooperation statt Konkurrenz

Armida Di Lorenzo, Community Management bei SEND e. V. und Ansprechpartnerin der Fachgruppe, beschreibt die Zusammenarbeit als grundsätzlich sehr offen und herzlich. Für die Mitglieder seien Vertrauen und Kooperation fundamentale Werte. Es gehe um Kooperation, nicht um Konkurrenz. Das stets herzliche Miteinander erlebten auch Coachin Jana Schmitz und co:lab-Projektleiterin Franziska Schönberg als herausstechendes Merkmal der Gruppe.

In einem Gespräch während des Cluster Prozesses fragten wir Armida Di Lorenzo nach den Erwartungen, die die Fachgruppe an die Teilnahme am betterplace co:lab Programm geknüpft hatte. Sie beschreibt den Wunsch, eine Form der Zusammenarbeit zu finden, bei der Acht gegeben wird auf die Balance zwischen Anspruch und Motivation auf der einen Seite und persönlicher Belastung auf der anderen Seite. Sie selbst ist hauptamtlich bei SEND e. V. beschäftigt und damit gehört es zu ihrem Job, die Gruppe zu begleiten. Für die Teilnehmenden allerdings kommt das Engagement zu ihrem hauptamtlichen Job hinzu. Man laufe oft Gefahr, sich zu viel vorzunehmen. Verliere man die Balance aus dem Blick, bestehe die Gefahr, dass Vorhaben im Sande verlaufen. Ein weiterer Grund für die Teilnahme am betterplace co:lab Programm war, an der Strukturierung der Fachgruppe arbeiten zu wollen und damit auch als gutes Beispiel für weitere Fachgruppen im SEND e. V. zu dienen.

Coaching Prozess im Ehrenamt

Im Ehrenamt einen Coaching Prozess über mehrere Sitzungen durchzuführen, ist generell eine Herausforderung, denn Zeit ist wertvoll. Dessen waren sich alle Beteiligten, ob Coachin, Programmleitung oder Teilnehmende, bewusst. Dennoch hatten sich die Mitglieder der Fachgruppe für die Teilnahme an dem Programm entschieden und waren sich darüber im Klaren, was sie voneinander an Commitment erwarten konnten und wollten. Von Beginn an war davon auszugehen, dass es terminlich nicht für alle Cluster-Teilnehmenden möglich sein würde, an jedem Workshop, jedem Coaching teilzunehmen. Um trotzdem alle mitzunehmen, wurden die Erfahrungen und Ergebnisse aus den Workshops und Coaching Sessions in zweiwöchig stattfindenden Power Meet-ups in der Gruppe geteilt.

Armida betont, wie wichtig es ihr war, dass jedem Mitglied selbst überlassen blieb, an den Treffen teilzunehmen und lobt die Gruppe für den achtsamen Umgang mit den eigenen Ressourcen. Es herrsche sowieso stets eine sehr hohe Motivation, gemeinsam an den Themen und Zielen zu arbeiten.

Programmleitung und Coachin sahen das nicht ganz so positiv. In ihren Augen ist eine immer wieder neue Zusammensetzung in den Workshops nicht die beste Voraussetzung für den Start ins kollaborative Arbeiten. Es sei schon allein schwierig, ein gemeinsames Verständnis von Zusammenarbeit zu entwickeln. Idealerweise gingen alle Beteiligten die einzelnen Schritte gemeinsam. Wie sich Workshops und Coachings besser in die Freiwilligenarbeit integrieren lassen, ist darum Teil der Überarbeitung des gesamten Programms.

Was nimmt die Gruppe mit aus den Workshops und Coachings?

Armida stellt heraus, dass die Gruppe innerhalb des Cluster-Prozesses die Möglichkeit hatte, ihre Zusammenarbeit zu reflektieren. Dabei wäre ihnen erst richtig bewusst geworden, dass sie einen sehr vertrauten und herzlichen Raum haben.

Sie bekamen während des Prozesses Instrumente an die Hand, mit deren Hilfe sie das weiter ausbauen und vor allem festigen können. Die Gruppe beschäftigt sich laut Armida damit, wie man diese produktive Situation bewahren kann und wie die vertraute, herzliche Atmosphäre sich weitertragen lässt. Wie man sich die anfängliche Motivation und Begeisterung im anstrengenden Alltag der Mitglieder erhalten kann und bei all dem, was man tun und bewirken will, verhindert auszubrennen, sind Fragen, die sie sich dabei stellen.

Durch das Coaching konnten laut Armida zielführende Veränderungen in der Struktur der Zusammenarbeit vorgenommen werden. Seit der Teilnahme an dem Kollaborationsprogramm seien beispielsweise in den Meetings Check-Ins eingebaut worden, um Raum für den Dialog abseits von inhaltlichen Fragen bereitzustellen. Während vorher solche Punkte gerne mal aus Zeitgründen von der Agenda gekickt wurden, ist sich die Gruppe jetzt darüber bewusst, dass Vertrauen und die Beziehungsebene mindestens genauso wichtig sind wie die restlichen Punkte.

Was die Teilnehmenden an Methoden und Tools kennengelernt haben, ist bei weitem nicht nur für die Fachgruppe relevant und hilfreich. Für den*die Einzelne*n lässt sich Gelerntes ebenso in anderen Gruppen anwenden wie auch im persönlichen Alltag integrieren.

Helena Dreznjak, Projektmanagerin bei der Helga Breuninger Stiftung und aktiv bei #wirfürschule, hat nach eigenen Aussagen gleich mehrere Tools für ihre eigene Reflexion an die Hand bekommen. Sie kann viel mit dem Bild des Balkons anfangen, auf den man sich begibt, um eine Situation aus einer anderen Perspektive und mit Abstand anzuschauen. Und sie fand den Austausch in Triaden sehr wertvoll. Insgesamt hat sich für sie ergeben, dass sie noch stärker auf ihre täglichen Routinen achtet. Ob das ihr Dankbarkeitstagebuch ist, die tägliche Meditationspraxis oder bewusste Atmung. Im Arbeitskontext übt sie, sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, wie wichtig Selbstkontakt ist, um wiederum besser in der Verbindung mit anderen Menschen (in Meetings, im Mailaustausch) Mitgefühl zu entwickeln, sich zu verorten, andere zu verorten. So gelingt es ihr, immer mehr aus automatisierten Mustern auszubrechen, reflektierter und verlangsamt zu agieren.

Gerade gestaltet Helena das PxP Festival aktiv mit, für das sich Musiker*innen, Kulturschaffende und Vertreter*innen von Bildungsinitiativen, Unternehmen, Organisationen sowie Schulen mit einem gemeinsamen Ziel zusammengetan haben: Zeitgemäße Bildung, die Spaß macht, die Neugier weckt, die wirklich alle erreicht. Schule neu denken und unserem Bildungssystem das Update verpassen, das dringend notwendig ist. Zur Anmeldung geht es hier.

Das Programm betterplace co:lab ist ein Projekt des betterplace lab. Als Förderer für den Anschub der zweiten Runde sind die Schöpflin Stiftung und die BMW Foundation angetreten.

Foto: Adam Winger | Unsplash

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Die erste Folge in der Resilienz-Reihe