Neue Perspektiven im Umgang mit Desinformation

Vom 4. bis 6. September fand in Ingolstadt erstmals das Mitmacht-Festival statt, veranstaltet von Faktor D. Zum Demokratiefestival für kollektive Strategien kamen allerhand Menschen, die gemeinsam über Demokratie und gesellschaftliche Teilhabe in unserer digitalen Welt sprechen wollten. Aktueller und brisanter hätte kein anderes Thema sein können – so kann sicher jede*r mit Internetzugang mindestens ein Beispiel dafür nennen, wann digitale Hetze und gezielte Falschinformation Konsequenzen in der analogen Welt haben. So auch die Teilnehmenden des Workshops, den Katja Jäger und Barbara Djassi als Teil des Mitmacht-Festivals 2024 veranstalten durften.

Katja und Barbara waren zwei von 60 Speaker*innen auf dem Festival. In ihrem Workshop mit dem Titel „Systemischer Umgang mit Desinformation“ gaben sie den Teilnehmenden zunächst eine Einführung in die Wertschöpfungskette von Desinformation, die das betterplace lab mitentwickelt hat. Die Gruppe der Teilnehmenden bestand aus Engagierten, Organisationsvertreter*innen und Lokalpolitiker*innen, wodurch verschiedene Erfahrungen und Blickwinkel zusammenkamen. Für alle war Desinformation ein Phänomen, mit dem sie sich bisher nicht gezielt beschäftigt hatten. Allerdings: Nach der Vorstellung der Wertschöpfungskette konnten sie einige Situationen nennen, in denen sie bereits gefährliche Folgen von Desinformation wahrgenommen haben.

Zum Beispiel ging es um den Fall, bei dem im August auf der Plattform X Aussagen von rechten Influencern darüber verbreitet wurden, dass ein Angreifer im britischen Southport als „nicht registrierter Migrant mit einem Boot“ ins Land kam. Eine glatte Lüge, wie sich herausstellte. Trotzdem wurden die Beiträge vom Algorithmus der sozialen Plattform stark gepusht. Die Verbreitung der Desinformation führte zu mehreren rechtsextremen Attacken in Geflüchtetenunterkünften im Land.*

In diesem Kontext reflektierten die Teilnehmenden, dass sie vor allem im Kontext ihres Engagements bisher nicht genügend Aufklärung über die systemische Verbreitung und Kompetenzen zum Umgang mit Desinformation verfügten. Keine*r von ihnen konnte behaupten, bereits gegen die Initiierung und Produktion (die zwei ersten Phasen der Desinformation-Wertschöpfungskette) aktiv gewesen zu sein.

„Um die Herausforderungen unserer Zeit anzugehen, brauchen wir als Individuen, Gruppen und Organisationen neue innere und äußere Kompetenzen.“

Abschließend stellten Katja und Barbara Möglichkeiten vor, wie die Teilnehmenden genau dies ändern können. „Um die Herausforderungen unserer Zeit anzugehen, brauchen wir als Individuen, Gruppen und Organisationen neue innere und äußere Kompetenzen“, gaben sie den Anwesenden mit. Diskutiert wurde zum Beispiel die Reaktion von Medien und einzelnen Usern auf Desinformation in sozialen Medien. Statt unüberlegten Reaktionen wünschten sich die Anwesenden mehr Reflexion, wie gegen betroffene Posts vorgegangen werden kann, ohne die beabsichtigte Empörungswelle und damit oft einhergehende Polarisierung weiter zu befeuern.

Bis Ende 2024 bieten wir noch weitere kostenlose Workshops zum systemischen Umgang mit Desinformation an – mehr Infos dazu findest du auf dieser Seite. Wir freuen uns, von dir zu hören!

Das Projekt „Systemischer Umgang mit Desinformation“ ist gefördert vom BMFSFJ im Rahmen von Demokratie Leben!

Foto: Faktor D/Samuel Becker

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Die erste Folge in der Resilienz-Reihe