Projekte der Teilnehmenden am REALIES-Programm, die die Informationsfront unterstützen
Wir haben bereits von den Kommunikationsprojekten der REALIES-Teilnehmenden berichtet, die auf journalistischen Lösungen basieren. In diesem Artikel stellen wir die zweite Gruppe vor, die einen wissenschaftlichen Ansatz zur Verbesserung der Informationsökologie verfolgt.
Assistentin von Professor Timothy Snyder im Programm "Ukraine im europäischen Dialog" am Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) in Wien, Leiterin der Abteilung PR und Kommunikation des Ukrainischen Jugendverbandes in Österreich (TUMA)
Als Kommunikationsexpertin arbeitet Lidia seit langem in medienübergreifenden Disziplinen und Projekten. Ihrer Medienkampagne ist es zu verdanken, dass die Welt von einem der besten Beispiele für den Kulturaustausch - dem ukrainischen Ball in Wien - erfuhr und darauf reagierte.
Durch die Teilnahme an dem Programm möchte Lidiia die Lücke im Bereich der Kommunikation zwischen den beiden Ländern schlagen und die interaktive ukrainische Wiener Plattform aufwerten. Auf der Medienplattform in Form eines Online-Archivs wird von Menschen und Ereignissen erzählt, die Österreich und die Ukraine verbinden.
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Die Arbeit an diesem Projekt ist eine große Quelle der Inspiration. Es ist für mich sehr schmerzhaft zu sehen, wie der österreichisch-ukrainische Dialog aus einer postsowjetischen oder russischen Perspektive betrachtet wird. Mit Hilfe der Plattform konnten viele Missverständnisse beseitigt werden.
Geplant ist, auf der Plattform nicht nur Artikel zu verschiedenen Aspekten der kulturellen Beziehungen zu veröffentlichen, sondern auch Audiobeiträge und Videocontent bereitzustellen, sowie thematische Rundgänge anzubieten. Darüber hinaus bietet die Plattform die Möglichkeit, eine Reihe von Vorlesungen oder Masterclasses aufzuzeichnen, die sowohl für Österreicher als auch für Ukrainer als Quelle hochwertiger Inhalte dienen.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Dahlem Center for Machine Learning and Robotics (DCMLR)
Im Rahmen ihrer Doktorarbeit beschäftigt sich Veronika Solopova mit der Verarbeitung natürlicher Sprache in automatischen Werkzeugen zur Moderation von Inhalten, zur Erkennung von Fake News und Propaganda sowie mit ethischen Fragen bezüglich künstlicher Intelligenz in diesem Bereich.
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Die wissenschaftliche Arbeit der Expertin hat bereits internationale Anerkennung gefunden: Die von ihr entwickelten Werkzeuge wurden auf internationalen Konferenzen vorgestellt und in Fachzeitschriften hervorgehoben.
Ich habe bereits transparente, zuverlässige Modelle entwickelt, um russische Propaganda in Englisch, Französisch, Rumänisch, Russisch und Ukrainisch mit einer Genauigkeit von 93 % zu erkennen. Es wäre schön, Daten in deutscher und italienischer Sprache zu finden, um den Anwendungsbereich zu erweitern. Außerdem bin ich auf der Suche nach Geldgebern und Ingenieuren, die mich dabei unterstützen, ein Plugin oder eine Website zu erstellen, die bei der Erkennung von Propaganda helfen.
Veronikas Verfahren kann der ukrainischen Informationsfront und den Spezialisten dabei helfen, die Propagandaquellen aufzuspüren und zu blockieren. Außerdem kann das im Ausland bereits bekannte Tool dazu beitragen, das Bewusstsein ausländischer Gemeinschaften für die Gefahr und die Methodik der Desinformationskampagnen des Kremls zu schärfen.
Pavlo Merzlykin
Dozent an der Staatlichen Pädagogischen Universität Kryvyi Rih.
Pavlo hat sich auf die Erforschung und Entwicklung von Instrumenten der Medienkompetenz spezialisiert. Im Jahr 2019 erhielt er ein DAAD-Stipendium für die Teilnahme an einem Seminar zur Vermittlung kritischer Medienkompetenz, das von der Technischen Universität Kaiserslautern, der Leibniz Universität Hannover und der Staatlichen Universität Eriwan organisiert wurde. Zwei Jahren später war sein Kurs "Grundlagen der Cybersicherheit" laut der Firma "SoftServe" unter den TOP 5 der IT-Kurse, die an ukrainischen Universitäten unterrichtet werden. Heute gibt Pavlo Kurse über Medienkompetenz und Cyberhygiene für Schüler und Erwachsene, entwickelt Softwaretools für die Analyse öffentlich zugänglicher Daten und ist wissenschaftlicher Betreuer von Gewinnern internationaler Wettbewerbe und Ausstellungen.
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Das moderne Informationsumfeld und der Stand der Technik sind auf einem so hohen Niveau, dass es nicht genügt, kritisches Denken und die Grundlagen der Medienkompetenz zu erlernen. Es ist notwendig, wirksame offene digitale Werkzeuge zu schaffen und die Menschen zu befähigen, sie zu benutzen, um ein Verständnis für die wichtigsten technischen Aspekte des digitalen Umfelds zu entwickeln.
Das Ziel von Pavlo’s Forschungsarbeit ist die Entwicklung von Software zur Aufdeckung von Betrug bei elektronischen Wahlen. Auf diese Weise konnten bereits Hunderte potenzieller "Bots" oder Fakten über den Verlust persönlicher Daten unter den Unterzeichnern von Petitionen an den ukrainischen Präsidenten ermittelt werden.
Einige Zwischenergebnisse wurden bereits in einem wissenschaftlichen Artikel veröffentlicht.
"Die Frage der Aufdeckung von Wahlbetrug wird in Berichten über die Analyse elektronischer Petitionen nur selten behandelt. Einer der Gründe ist der Mangel an wirksamen Instrumenten für das Sammeln von Beweisen", sagt Pavlo. "Der vorgeschlagene Ansatz kann von Journalisten, NGO's und unabhängigen Forschern verwendet werden, um andere öffentlich verfügbare Daten zu verarbeiten, z. B. aus sozialen Medien usw.“
Die Teilnahme an REALIES ist für Pavlo eine wertvolle Erfahrung, die er in seine Lehrtätigkeit und Lehrerfortbildungen einfließen lassen kann.
Svitlana Dvorianchykova und Julia Bondarchuk
Svitlana und Julia Bondarchuk unterrichten an der Universität. Eine ihrer obersten Prioritäten ist die Auseinandersetzung mit der ukrainischen Gesellschaft, sowohl im Inland als auch im Ausland.
Ihre Idee ist es, eine Datenbank mit Fällen von Fälschungen und Falschnachrichten über die ukrainische Bevölkerung zu erstellen, sprachlichen und kulturellen Komponenten und Mechanismen der Beeinflussung zu untersuchen und wissenschaftliche Mechanismen des sozialen Widerstands gegen Einflüsse durch Desinformation zu veröffentlichen.
Wir bemühen uns, Forschung, Bildung, Kunst mit Studenten, Fachleuten und der breiten Öffentlichkeit zu verbinden, um Mechanismen zu entwickeln, die bestehende Fakes entlarven und verhindern, dass neue Falschdarstellungen bezüglich der ukrainischen Realitäten entstehen.
Die Fachleute planen, eine wissenschaftliche Basis zu schaffen und die praktische Arbeit des Kunstateliers und wissenschaftlich-pädagogischen Labors "Sensy" aufzunehmen, das die Entstehung und Verbreitung von Desinformationen über die ukrainische Gesellschaft in der Ukraine und in der Welt wirksam erforschen, visuell veranschaulichen und aktiv bekämpfen soll.
Mariia Grynevych
Im Programm REALIES arbeitet Mariia an der Erforschung und Bekämpfung von Propaganda in der internationalen Kommunikation.
Mariia, eine ukrainische Journalistin und Mitbegründerin der Informationsagentur "Socportal”, möchte das Medienprojekt "Ukraine auf Probe" entwickeln, das der russischen Propaganda in Deutschland entgegenwirken soll.
Die meisten Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union dachten, dass der Krieg in ein paar Wochen zu Ende sein würde. Sie nahmen ukrainische Geflüchtete in ihren Häusern auf und versorgten sie mit allem, was sie als Migranten brauchen. Doch der "kalte Winter" naht. Die Deutschen neigen nun dazu, diejenigen zu beschuldigen, die sie noch vor ein paar Monaten unterstützt haben und fordern, "den Krieg einfach zu beenden und Friedensverhandlungen aufzunehmen.” Das ist eine sehr gefährliche Tendenz.
Das Projekt zielt darauf ab, vor der möglichen "ukrainischen Migrationskrise" zu warnen, den russisch-ukrainischen Krieg zu kontextualisieren und seine Gründe und Folgen deutlich zu machen.
Dieser Blogpost wurde von den Kolleg*innen von 1991 Accelerator verfasst und in ukrainischer Sprache auf der Plattform Creative Practice veröffentlicht.
REALIES – Strong civil society for a healthy information ecology. wird vom Auswärtigen Amt gefördert.
Dieser Gastbeitrag spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung des Auswärtigen Amtes und des betterplace lab wider.