Wie Medienprojekte der REALIES-Teilnehmenden die Informationsökologie stärken
Im Oktober diesen Jahres startete das betterplace lab gemeinsam mit dem 1991 Accelerator das Projekt REALIES – ein Programm zur Unterstützung von Fachleuten, die sich gegen Desinformation und für eine pluralistische Informationslandschaft einsetzen. Wir stellen heute die Projektteilnehmer vor, deren Ideen sich auf Medientechnologien und journalistische Werkzeuge konzentrieren.
Alla Koshlyak
Radiomoderatorin von Radio HB
Allas Erfahrung in der Arbeit mit Medien inspirierte sie dazu, ihren eigenen YouTube-Kanal einzurichten. Die Videos enthalten praktische Ratschläge, wie man Projekte und Unternehmen während des Krieges starten oder wieder aufnehmen kann. Zusätzlich zu den Tipps für den Alltag werden auf dem Kanal Informationen über Zuschüsse, Accelerators, Förderprogramme und Interviews mit erfolgreichen Führungskräften geteilt. "Ich möchte den Ukrainern, vor allem denen aus kleinen Städten, Möglichkeiten zeigen, wie sie ihre Träume verwirklichen können.", sagt Alla. "Ich plane, nach Informationen über Hilfsangebote für die Menschen und ihre Bedarfe zu suchen und zu erklären, wie man verschiedene Möglichkeiten nutzen kann – in den Bereichen Bildung, Fundraising, Beratung und Erfahrungsaustausch.''
Alla hat bereits ähnliche Projekte erfolgreich durchgeführt: Sie hat die Fernsehsendung "Business Plan" auf Hromadske ins Leben gerufen, geleitet und moderiert, das Format "Owners" im Radio "Aristocrats", die Sendung "Time to Act" über NROs und “Freiwillige im Krieg” auf Radio NV. (Für alle, die weder Ukrainisch noch Russisch verstehen, gibt es auf der Website von Hromadske einen Original-Link mit einer ihrer Arbeiten auf Englisch und auf der Website von Current Time eine kurze Erklärung dieses Projekts auf Englisch. Current Time hat auch an dem Projekt namens "Business Plan" teilgenommen.)
Alla ist der Meinung, dass die Ukrainer alle möglichen Ressourcen für den Wiederaufbau nutzen sollten, einschließlich inhaltlicher Ressourcen:
Wie wir in diesem Krieg sehen, können Informationen und Medien eine mächtige Waffe sein. Aber sie sind auch Medizin für die Gesellschaft.
Daria Verbytska
Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit bei Molfar
Daria sieht ihre berufliche Aufgabe darin, journalistische Standards bei den Verbrauchern bekannt zu machen. Schließlich sollte das Publikum den Anspruch haben, qualitativ hochwertige Medieninhalten zu erhalten.
Eine gesunde Informationsökologie schafft ein Klima, in dem grundlegende Standards des Journalismus vorherrschen und die Nichteinhaltung der Regeln durch öffentliche Missbilligung minimiert wird.
Während des Programms plant Daria, an journalistischen Untersuchungen im Zusammenhang mit Kriegsverbrechen und Korruption in internationalen Institutionen zu arbeiten. Die Spezialistin hat bereits ähnliche Erfahrungen bei Molfar gesammelt, die nun als Grundlage für den Aufbau einer eigenen Plattform dienen können.
Viktor Pushkar
Senior Researcher bei der Social Transformation Group
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Viktor Puschkar, Mitbegründer und leitender Forscher der STGroup, war in Forschungsvorhaben zu menschlicher Sicherheit und Menschenrechten involviert und hat wissenschaftliche Texte zu dieser Thematik verfasst. Sein vorrangiges Ziel ist die Verbreitung des wissenschaftlichen Ansatzes zur Gestaltung der Informationslandschaft: "Indem wir den Menschen erklären, was passiert, wie sich das Weltgeschehen auf ihr persönliches Leben auswirken kann und welche Möglichkeiten der Selbstorganisation es gibt, können wir Fehlinformationen bekämpfen".
Viktor hat bereits seine eigenen Artikel auf Maidan Monitoring und IGI Global veröffentlicht. Er plant, sein Thema über Texte für ein breites Spektrum von Lesern verfügbar zu machen und kurze Videos für ein Publikum zu erstellen, das visuelle Inhalte bevorzugt.
Wir können Informationen so aufbereiten, dass sie die Lebensbedingungen der Zielgruppen verbessern, grundlegende oder hohe menschliche Bedürfnisse befriedigen. Wir müssen dem Publikum relevante Botschaften bereitstellen und dabei ein Gleichgewicht zwischen Verständlichkeit und wissenschaftlicher Korrektheit herstellen.
Anastasiia Torianik
Ingenieurin am Institut für Sicherheitsprobleme von Kernkraftwerken der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine
Anastasiia ist Freiwillige im Humanitären Zentrum des Regionalen Jugendzentrums Saporischschja und arbeitet als Ingenieurin am Institut für Sicherheitsprobleme von Kernkraftwerken. Außerdem entwickelt sie das Projekt "Chornobyl Insight" zur Bekämpfung von Desinformation in der Atomkultur.
Die Idee des Projekts ist es, eine mobile interaktive Ausstellung mit Wissenschaftlern und Künstlern zu schaffen, die darauf abzielt, Desinformationen und Fakes über Radiophopbie entgegenzuwirken. Mit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine ist das Bewusstsein für die Nuklearkultur neu erwacht. Wir müssen die Frage "Ist Kernkraft wirklich friedlich?" beantworten und der ganzen Welt die Bedeutung der bedingungslosen Einhaltung und Gewährleistung der nuklearen Sicherheit verdeutlichen.
Zu den langfristigen Plänen von Anastasiia und ihren Kollegen gehört die Realisierung des Chornobyl Education Hub als Bildungskomplex auf der Grundlage des Instituts für Sicherheitsprobleme von Kernkraftwerken. Das Zentrum wird es ermöglichen, Sommerschulen zum Thema nukleare Sicherheit abzuhalten, eine starke wissenschaftliche Gemeinschaft zu bilden und thematische Projekte zu unterstützen.
Liana Derkatsch
Beraterin des Zentrums für berufliche Entwicklung von Lehrkräften
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Bei ihrer Arbeit mit Lehrern war Liana Derkatsch von der Idee fasziniert, Lehrer dabei zu unterstützen, digitale Medien sicher zu nutzen. Die Schülerinnen und Schüler von heute sind aktive Internetnutzer und brauchen sachkundige Mentoren, die auf Schwachstellen bei der Nutzung des World Wide Web hinweisen können.
Mit ihrem Projekt will Liana Menschen befähigen, Gefahren in Informationen zu erkennen. Die Gruppe wird Informationen aus den Medien analysieren und diese auf Sicherheit prüfen. Zu diesem Zweck werden die Teilnehmer verschiedene Methoden anwenden, z. B. die Überprüfung von Fakten, die Überprüfung der Urheberschaft usw.
Es handelt sich um eine Reihe von Workshops für Lehrer zu Themen wie digitale Sicherheit, Cyberkompetenz usw. Die Teilnehmer erwerben theoretische Kenntnisse und verbessern ihre praktischen Fähigkeiten. Mit diesem Ansatz werden die Lehrer lernen, die Informationsökologie im Bildungsprozess wie auch im Leben positiv zu beeinflussen.
Die Expertin sucht nach Möglichkeiten, ihre Kompetenzen zu erweitern: "Im Krieg ist es für mich äußerst wichtig zu wissen, wie man sich im Informationssystem verhält, wie man sich selbst und anderen hilft. Ich möchte Teil eines Teams sein, das sich um eine gesunde Informationsökologie der Gesellschaft kümmert, eine Botschafterin dieses Prozesses in Bildungseinrichtungen".
Oleksander Sokolov
Medienproduzent, Aktivist
Vor dem Krieg arbeitete Olexsander Sokolov als Creative Producer in der Showbranche. Mit dem Beginn der groß angelegten Invasion schloss er sich Umweltaktivisten an und plant, Journalismus und Bildung zu verbinden:
Zusammen mit einer Gruppe von Umweltschützern und Juristen können wir Regierungsbeamte und Bürger zu Umweltproblemen befragen. Danach werden wir Veranstaltungen durchführen, in denen wir über Korruption und andere kriminelle Handlungen in Bezug auf die Umwelt sprechen und Lösungsansätze aufzeigen.
Derzeit ist Oleksander auf der Suche nach Partnern und Investoren für das Projekt.
Oleksander ist davon überzeugt, dass die Abwälzung der Verantwortung für Probleme nicht der richtige Weg ist, um sie zu lösen. Dank des Fachwissens der Mentoren und der Unterstützung der anderen Programmteilnehmer will er sein Projekt weiterentwickeln und Methoden zur Schaffung einer gesunden Informationsökologie aufzeigen.
Dieser Blogpost wurde von den Kolleg*innen von 1991 Accelerator verfasst und in ukrainischer Sprache auf der Plattform Creative Practice veröffentlicht.
REALIES – Strong civil society for a healthy information ecology. wird vom Auswärtigen Amt gefördert.
Dieser Gastbeitrag spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung des Auswärtigen Amtes und des betterplace lab wider.