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Hallo liebe Leser*in,
hast du auch das Gefühl, dass der Ausnahmezustand inzwischen schon fast Normalität geworden ist? Vieles hat sich in den letzten Wochen krass verändert – in allen Bereichen der Gesellschaft.
Die Kunst hängt einsam in Museen. In Konzertsälen, Theatern und Clubs herrscht Stille. Bilder von klarem Wasser in Venedigs Kanälen kursieren. Auf Spielplätzen, die mit Absperrband von Kindern ferngehalten werden, beheimaten sich Tiere. Mit acht Menschen an Bord macht sich eine Maschine auf den Weg von Lissabon nach Berlin. Tausende von Kindern haben Freitag für Freitag gestreikt, ohne die Erwachsenen zur Einsicht zu bringen. Ein kleines Virus läßt die Räder stillstehen.
Dafür ist im Netz die Hölle los. Eine Nachricht jagt die andere. Witzige Bildchen und Videos landen tonnenweise in den Timelines. Man will voneinander wissen, wie man im Homeoffice klar kommt, in welchem Laden die Chance am höchsten ist, noch Klopapier zu erhaschen, welche welche Serie man sich auf den getrennten Sofas und doch gemeinsam via Netflixparty anschauen könnte.
Igor Levit spielt jeden Abend ein Hauskonzert und überträgt es auf Twitter, auch mal mit dem Rücken zum Piano. Digitale Konferenzen im großen Stil sind plötzlich möglich. 40.000 Menschen beteiligen sich spontan an einem bundesweit ausgerufenen Hackathon, bei dem Lösungen für die Herausforderungen gefunden werden sollen, die dieser Ausnahmezustand mit sich bringt.
Nennst du keine Hashtags wie #COVID_19 oder #Quarantäne in deinem Tweet, ist es schwer Beachtung zu finden. Dabei droht vieles unterzugehen, was auch wichtig ist. Besonders hart trifft es Themen, die zwar auch mit Schlagworten wie #Solidarität, #Zusammenhalt etc. zu tun haben, aber weniger mit der Angst, die alle gepackt hat.
Kübra Gümüsay schreibt auf Instgram: “Dieser Tage tun sich so viele gesellschaftliche Abgründe einmal mehr offensichtlicher auf. Wo drückt es? Überall. Und jedem ist sein eigenes Leid groß und schmerzhaft. Und doch gibt es einen Unterschied: Jene, die die Möglichkeit haben, sich selbst Gehör für ihre Sorgen, ihr Leid, ihre Belange zu verschaffen. Druck auf Politik und Institutionen auszuüben. Und andere, die auf das Hinweisen, Sehen, Bemerken, Erkennen und Handeln anderer angewiesen sind.”
Engagierte in sozialen Bereichen sind natürlich wie alle anderen mit einer neuen Arbeitssituation, mit der Familie und ihren ganz menschlichen Sorgen beschäftigt. Darüber hinaus droht die ohnehin oft aufopferungsvolle Arbeit nahezu stillzustehen. Treffen mit den Verbündeten finden nicht statt. Aktionen, ganze Kampagnen werden abgeblasen, weil sie auf Präsenz angewiesen sind und vor allem auf Interesse. Beides scheint gerade nicht möglich wie bisher.
Wir wollen weder, dass zivilgesellschaftliches Engagement stagniert, noch dass soziale Unternehmen straucheln, weil sie ihre Arbeit digital nicht so recht zu handlen wissen. Nicht zuletzt, weil es zum betterplace-lab-Arbeitsalltag gehört, wissen wir ganz gut, wie man es schaffen kann, trotz Distanz so zusammen zu kommen, dass es sich gut anfühlt, Kreativität freigesetzt wird und am Ende etwas raus kommt.
Deshalb stricken wir ein Angebot. Wir sammeln diverse Formate, die helfen, sich effektiv und mit guten Vibes zu verbinden. Wir skizzieren Möglichkeiten für Treffen und Austausch in digitalen Räumen, die sich bewährt haben und solche, die wir selber gerade erst für uns entdeckt haben. Wir stellen Methoden vor, die bei Workshops nicht mehr wegzudenken sind und die wir auch online anwenden können. In den folgenden Briefen gehen wir ausführlich darauf ein und geben dir zusätzlich Anleitungen in Form eines Kartenset an die Hand, das die Ideen und Anregungen schnell und praktikabel einsetzbar macht
Die Textform kann jedoch nicht alles richten. Über unser redaktionelles Angebot hinaus wollen wir mit Engagierten ins Gespräch kommen, verstehen, wo der Schuh am meisten drückt, und auch eure Sorgen hören. Dafür kann man einfach einen Termin buchen und mit uns besprechen, was in dieser Situation schwierig erscheint und auch gerne das, was vielleicht leichter geworden ist. Du bist selber in der Situation oder kennst Leute, die Unterstützung brauchen? Dann laden wir dich herzlich ein, dich bei uns anzumelden oder unseren Kontakt weiterzugeben: beratung@jetzt-digital-handeln.org