co:lab X im Oktober: Konflikt-Transformation in der Zivilgesellschaft

Konflikt kennen wir alle – unabhängig des Alters, der Herkunft, der sozialen Schicht. Doch was taucht auf, wenn wir nicht mehr länger versuchen, den Konflikt bloß zu lösen, sondern die Überwältigung und innere Spannung als Erfahrung von Konflikt auftauchen dürfen? Nun, Erleichterung und auch Verwirrung, denn diese Art von Erfahrung ist neu.

Am 29. Oktober fanden sich rund 80 Menschen zu dem nach wenigen Tagen ausgebuchten co:lab X zusammen. Ein Grund dafür war sicherlich Daniel Auf der Mauer, welcher in Deutschland als Pionier der Konflikt-Transformation gilt. Daniel ist Gründer und Leiter von Conflict Transformation. Dort leitet er Trainings zu nervensystembasierter und traumainformierter Konflikttransformation, die an den emotionalen Ursachen von Konflikten ansetzen. Was Konflikttransformation eigentlich genau bedeutet, wurde im Laufe des Abends klarer. In Zusammenarbeit mit dem betterplace lab ging es an diesem Abend um Konflikttransformation mit Fokus auf Konflikte in der Zivilgesellschaft.

Was ist denn nun Konflikt genau?

Der Workshop startete mit einem Gespräch zwischen Daniel und Sophie Lanzoni, Werkstudentin des labs in den Programmen Wellbeing und Kollaboration.
Die Einstiegsfrage war: Was ist denn nun eigentlich Konflikt? Daniel beschreibt Konflikt als eine Krise des Nervensystems. Konflikt in Beziehung bedeutet nämlich, dass mindestens eine der Konfliktparteien eine emotionale Überwältigung erlebt und damit nicht mehr in der Begegnung für die andere Person zur Verfügung stehen kann. Dadurch macht die andere Person eine Abwesenheitserfahrung. Wenn die Überwältigung und die Abwesenheitserfahrung Teil des Gesprächs und somit der Begegnung werden, kann Kontakt da entstehen, wo vorher keiner möglich war.

Loop of Common Sense

Auf das Gespräch über Konflikt(-Transformation) folgte eine gemeinsame Erfahrung durch eine Demonstration, der von Daniel weiterentwickelten Methode Loop of Common Sense.

Katja Jäger, ehemalige Geschäftsführerin des betterplace lab, stellte sich mit einem persönlichen Konflikt innerhalb ihrer Arbeit zu Demokratie zur Verfügung.

Nach dem Loop war die Atmosphäre im Raum deutlich verändert. Eine Erkenntnis, die bei den Teilnehmenden stark nachhallte:

Demokratie kann im eigenen Körper spürbar sein – oder ebendort fehlen.
- Teilnehmender

In der anschließenden gemeinsamen Frage- und Diskussionsrunde wurde versucht, das Erlebte auch kognitiv besser zu verstehen:

„Was ist für Daniel die Erfahrung während des Loops und was erlebt die geloopte Person währenddessen?“

„Was ist Daniels Intention beim Loopen, gibt es ein “Ziel” in der Anwendung dieser Methode?”

Konflikt ist ein Thema, welches vergangene Erfahrungen mit Patriarchat einlädt. Ein Format, in dem eine Person beibringt und Andere zuhören ist ein Raum, in dem patriarchale Muster Platz finden können und es auch oft tun.

In einer der letzten Fragen wurde Daniel in seiner Rolle befragt und in Frage gestellt:

“Was ist Daniels Erfahrung in der Rolle der lehrenden und somit besonders beim Loopen “mächtigeren” Person in der Mediation eines Konflikt? Und, ist Daniel als weißer Mann die richtige Person, um zu dem Thema Konflikt zu lehren?”

Im Saal entstand eine gespannte Stimmung, denn die Frage eröffnete eine größere, uns wohl allen bekannte Ebene auf. Und – wenn eine Person in einer Machtposition in ihrer Rolle in Frage gestellt wird, kann es oft unangenehm werden, oder schneller, um das Unangenehme überspringen zu können.

Nun, es war nicht unangenehm und es war nicht schnell – stattdessen war es eine Begegnung zwischen Daniel und dem Teilnehmenden in ihren jeweiligen Rollen innerhalb dieses Settings und als Menschen. Und es war eine gemeinsame Auseinandersetzung mit der Frage, wer vorne steht und was das für die Erfahrung aller bedeutet.

Im co:lab schauen wir uns an, was es braucht damit nachhaltige transformationale Kollaboration gelingen kann. Ein roter Faden, der sich durch jedes Projekt und jede Veranstaltung des betterplace labs zieht, ist die Frage nach dem Zusammenhang zwischen innerer Entwicklung und äußerer Transformation. Im Laufe des Abends mit Daniel wurde deutlich, dass uns die Einbeziehung der inneren Erfahrung und Dimension von Konflikten die Möglichkeit gibt, Beziehungsräume im Konflikt zu öffnen und Verbundenheit herzustellen. Dadurch öffnet sich einer Möglichkeitsraum, uns auf persönliche und gesellschaftliche Konflikte neu zu beziehen und dadurch Transformation nachhaltig zu gestalten.

Wenn ihr Interesse habt, mehr über Daniel, seine Arbeit und vor allem seine derzeitigen Angebote zu erfahren, dann schaut auf seiner Webseite vorbei!

Weitere Informationen zum betterplace co:lab Programm findet ihr auf unserer Webseite. Über bisherige Veranstaltungen der co:lab X Reihe kannst du hier mehr erfahren.

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Das Programm betterplace co:lab ist ein Projekt des betterplace lab. Als Förderer für den Anschub der zweiten Runde sind die Schöpflin Stiftung und die BMW Foundation angetreten.

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