Bettina Rollow über Kollaboration, New Work und innere Transformation

Anja Adler, Projektleiterin des betterplace co:lab-Programms hat Bettina Rollow, Trainerin der grundständigen Workshopmodule, sowie Prozessbegleiterin in den Themenclustern getroffen und ihr Fragen gestellt. In diesem ersten Teil des Interviews geht es um Kollaboration, New Work und innere Transformation.

Kollaboration – was ist das?

Für mich ist Kollaboration ein Prozess der Potentialentfaltung, in dem wir gemeinsam versuchen das Potential eines Projektes, Impulse etc. größtmöglich umzusetzen. Das beinhaltet für mich, dass wir uns in Unbekanntes hinein wagen und über das hinausgehen, was wir bereits wissen. Es geht also nicht nur darum, unser Wissen und unsere Kompetenzen zusammenzubringen und Bekanntes neu zu kombinieren. Wir wollen wirklich Neues zwischen uns entstehen lassen. Das nennen wir heute co-kreativ und das steht im Gegensatz zu transaktionaler oder strategischer Zusammenarbeit, in der wir mehr Elemente/Beiträge/Commitments miteinander aushandeln oder anhand parallel existierender Intentionen und Ziele versuchen, unsere eigene Agenda innerhalb eines Projektes durchzusetzen.

Eine solche Kollaboration ist für mich wie ein Flow, eine Art Fluss, dem wir gemeinsam folgen bis etwas spürbar einrastet – das ist dann meistens der Punkt an dem die Entscheidung getroffen wird oder das Ergebnis für alle sichtbar wird. 

Da macht es dann förmlich Klick im Raum. Ich erinnere mich an viele Momente, in denen ein solcher Flow für kurz entstanden ist. Als wirklich explizites Gespräch und Vorgehen kenne ich das erst, seit ich bei meinem Meditationslehrer Thomas Hübl angefangen habe. Ein Teil meines Trainings dort war es, immer mehr meine Wahrnehmung zu verfeinern und in Gruppen Prozess-Bewegungen wahrzunehmen und diese auch explizit besprechen zu können. Ich wende vieles davon bis heute in meinem Arbeitsalltag an und erlebe immer wieder, wieviel mehr möglich ist in Gruppen und Projektteams, wenn diese feine Wahrnehmung Teil unseres Verständnisses von Zusammenarbeit ist.

Wie hängen Kollaboration & New Work zusammen und was für Kompetenzen müssen wir erlernen?

New Work ist das Zusammenarbeitsmodell, das Kollaboration möglich macht und die kompetenzbasierten Hierarchien sind das Instrument, welches dazugehört. Wenn Potentialentfaltung – innerhalb einer Intention, eines Impulses, eines Projektes – unser Ziel ist, dann brauchen wir ein Zusammenarbeitsmodell, in dem Führung immer dahin wandern kann, wo die meiste Kompetenz und das meiste Wissen ist. Das nennen wir dann kompetenzbasiert oder New Work.

Für mich ist co-kreative und kompetenzbasierte Kollaboration die Basis von New Work.

Unerlässlich sowohl für New Work als auch co-kreative Kollaboration sind Selbstkontakt, Reflexion, Kommunikation, Spannung halten und Metareflexion – alles Fähigkeiten, die wir leider in den meisten Bildungsstationen unseres Lebens nicht erlernen. Alle diese Kompetenzen sind miteinander verbunden und bauen aufeinander auf.

Wie ich mit mir und einer Person in Kontakt bin und wie ich mich reflektieren kann, bedingt meine Fähigkeit, klar und direkt mit der Person kommunizieren zu können. Je mehr Klarheit ich zu mir und zu meinem Gegenüber habe, umso leichter wird es mir fallen, auf den Balkon zu gehen und aus der Metaperspektive heraus zu gestalten, wie wir miteinander interagieren.

Wir brauchen eine immer größer werdende Fähigkeit, Spannung in uns zu halten bzw. zu regulieren, um immer mehr vom Leben inkludieren zu können. Da wo ich Spannung in mir nicht halten kann, muss ich Teile des Lebens ausschließen – nämlich genau die, die entweder die Spannung in mir auslösen oder die, die ich als Auslöser vermute. Je mehr ich Spannung halten kann, desto mehr kann ich einfach wahrnehmen, beobachten und betrachten. Umso größer ist meine Fähigkeit, Komplexität zu halten.

In dieser Ambiguitätstoleranz und Multiperspektivität habe ich mehr Freiheit Entscheidungen zu treffen und ggfs. Antworten auf die aktuellen Herausforderungen unserer Zeit zu finden.

Als freiberuflicher Coach, ausgebildete psychologische Beraterin und Heilpraktikerin für Psychologie bringt Bettina Rollow sehr viel Erfahrung in der Übersetzung von Wellbeing-Ansätzen für den beruflichen Alltag mit. Durch ihre Ausbildungen im Rahmen des “Timeless Wisdom Trainings” von Thomas Hübl und in der Gestalttherapie hat sie zudem mehrjährige Erfahrung in der Anleitung von Selbsterfahrung sammeln können. Zusammen mit Joana Breidenbach zeigt sie in dem Handbuch “New Work Needs Inner Work”, dass jede äußere Veränderung von Strukturen und Prozessen notwendigerweise von einer inneren Transformation begleitet werden muss.

Das Programm betterplace co:lab ist ein Projekt des betterplace lab und wird gefördert durch Luminate und die Schöpflin Stiftung.

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Die erste Folge in der Resilienz-Reihe